Geschichte

Die ersten Angaben über die Ursprünge des Bardigiano-Pferdes stammen von 1864 und beschreiben einen Pferdetyp, der im Apennin der West-Emilia bis zur Lunigiana (nördlichster Teil der Toskana) vorkam.
Die Pferde waren kräftig und widerstandsfähig, hatten einen leichten Kopf, kurze Ohren, eine üppige Mähne und kräftige starke Beine.

Ihren Namen hat die Rasse von der Gegend ihres Ursprungs, der Stadt Bardi in der Provinz Parma.

...im Detail: Der Ursprung

Die Ursprünge dieser Pferderasse reichen Jahrhunderte zurück.

Das Pferd begleitet den Menschen seit 8000 Jahren als Partner, als Diener, als Mythos und wurde zum „Kulturgut“.
So kamen diese Tiere im Laufe der Geschichte  auf vielfältige Art und Weise auch in und durch die Ursprungsgegend des Bardigiano-Pferdes:

So sind sicher schon zu Zeiten der Römer bäuerliche Soldaten zu Pferd durchmarschiert, zogen Pilger, kriegerische Gruppen, Händler, Herrschende zu Pferde in Richtung Rom vorbei (...eine der bekanntesten Römerstraßen des Mittelalters führt am Rande des Taro-Tals vorbei...).

Manche sagen, der Ursprung gehe auf Pferde der römischen Provinz „Galliae-Belgicae“ zurück, auf Nachfahren des heute ausgestorbenen alten “Berg-Ardenners”,  oder auch auf berittene Krieger franko-germanischer Herkunft, die nach dem Ende des Römischen Reiches über diesen Teil des Apennin mehrmals nach Italien kamen.

Auch an den Berghängen von Borgo Val di Taro, mitten in der „Bardigiano-Gegend“, wurden eindeutige Anzeichen von der insgesamt  2 Jahrhunderte andauernden Anwesenheit der Langobarden gefunden, eines kriegerischen Volkes.

Die lokale Geschichte der vielen mächtigen Familien, immer eine gegen die andere bewaffnet, im Piacentino und im parmensischen Gebiet auf fast jedem Berghügel sitzend, ist eine kriegerische Geschichte: Allianzen, Streit, Umstürze, eine Geschichte bewaffneter Gruppen, zu Fuß und zu Pferd, die mit heimischen Pferden loszogen und oftmals von entfernten Kampfgebieten mit Pferden
anderer Herkunft heimkehrten.

In der Zeit, als Bardi die „Hauptstadt“ eines kleinen Bergstaats in der Gegend zwischen Parma, Piacenza und Ligurien war, gestützt auf die mächtigen Burgen von Bardi im Ceno-Tal und von Compiano im Taro-Tal, regiert von der Familie der Landis, dann der Fieschis und danach vom Herzog von Parma, wurden von diesen Herren zur
Verteidigung und zur Sicherung dieser
Herrschaft kleine „Streitkräfte“ benötigt.
Diese bestanden auch aus einer Kavallerie mit Pferden, die sich in der unwegsamen und rauhen Hügel- und Berggegend mit Reitern samt Ausrüstung, vor Wagen gespannt und als Tragetiere, trittsicher und ausdauernd bewegen konnten.

Wieviele Pferde!

Dann tritt Bardi mit den anderen einst mächtigen Bergzentren in den Hintergrund; die Pferde verlieren die Bedeutung für den großräumigen Verkehr und für politisch-militärische Zwecke.
Die Pferde bleiben jedoch in diesem und den angrenzenden Tälern, die Besten für die Jagd und die Präsentation der Gutsherren, die anderen für den Handel, Personentransport, für die Bewirtschaftung der Felder und die Nutzung der Wälder.

Auf diese Weise lebten und vemehrten sich die Pferde in diesem begrenzten Gebiet, in dem sie eine immer homogenere Population bildeten, bei der sich die Merkmale einer Rasse durchsetzten, die den Anforderungen an diese wilde Berggegend und an das Klima entsprachen.

Es bildete sich in der Stille dieser hochgelegenen Weiden (z.B. bis 1480 Meter am Monte Pelpi zwischen Compiano und Bardi ...)und nunmehr weit entfernt von den Schlachtfeldern, die im Grunde genommen die Ursache für den Ursprung waren, die Rasse, die wir in diesem Jahrhundert unter dem Namen „Bardigiano“ finden.

...im Detail: Das italienische Heer

In der jüngeren Geschichte geraten die Bardigiano-Pferde nach dem 1. Weltkrieg in das Blickfeld des italienischen Heeres.

Der Bedarf des italienischen Heeres an Maultieren zum Wiederaufbau des Kriegspotentials, hatte beinahe zur Beschlagnahme der Stuten in dieser Gegend geführt, um sie mit den Eseln der toskanischen Rasse „Martina Franca“ sowie mit französischen Eseln zu kreuzen.

Man hört 1925 auch von der Einrichtung von Deckstationen in Bardi und Bedonia mit Haflingerhengsten... die Bardigiano-Stuten (oder „Bardesi“, wie mancher damals schrieb...) waren begehrt!

Das Interesse des Militärs stieg, später auch unter der Organisation des faschistischen Staates, der keine liberalen Spielregeln mehr einhalten mußte:

Deckstationen mit „Hengsten des Vertrauens“ des Heeres, jährliche Pferdeschauen, ansehnliche Preisgelder, eine Jury aus Züchtern, Tierärzten, Militärs und natürlich den „Podesta“, den Parteifunktionären bestehend, technische Unterstützung vom Lehrstuhl für Agrarwissenschaften:
Der Staat ist zum ersten Mal bemerkenswert präsent, aber er benutzt den Bardigiano für seine Zwecke.

Auf der Rasseschau in Bardi im Jahr 1931 werden an die Züchter von 169 ausgewählten Tieren Prämien in Höhe von insgesamt 2085 Lire verteilt. Schon im Jahr danach erreicht die Höhe der Prämien bereits 7000 Lire.

Nach diesem staatlich gelenkten Aufschwung wurde dieser Rasse später beinahe der Todesstoß versetzt:

In der Zeit von 1940 bis 1945 kommt es zunächst zu Beschlagnahmungen durch das italienische Heer und danach (.. wir sind hier in der Gegend der „Resistenza“ und deshalb einer Gegend der „Säuberung“...) durch die Republik von Salò und die Deutsche Wehrmacht.

...im Detail:   Die 70er Jahre

Durch die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende Motorisierung ging auch hier die Zahl der Pferde drastisch zurück. Das Bardigiano-Pferd war vom Aussterben bedroht.

Anfang der 70er Jahre wuchs das Interesse an dieser Pferderasse wieder und die damals schon existierende „Berggemeinschaft des Parma-Apennin“ begann eine sehr wichtige Zusammenarbeit mit den Technikern und den organisatorischen Strukturen der „Regionalen Züchtervereinigung von Parma“.

Aus dieser Zusammenarbeit entstanden wichtige Initiativen zur Entwicklung der Tierzucht in den parmensischen Bergen und unter anderem das Programm für die Zucht des Bardigiano-Pferdes.

Trotz gestiegenem Interesse an dieser Rasse stellte man 1974 fest, dass die Ausgangslage für eine Zucht sehr schwierig war:

Es gab nur wenige Pferde und diese waren in der Öffentlichkeit auch kaum bekannt, da sie ca. 9 Monate lang auf hoch- und abgelegenen wilden Bergweiden waren und nur im Winter in die Dörfer geholt wurden.

In diesen typischen Gegenden und Gemeinden mit entsprechender Pferdepopulation wurden am Anfang verstärkt Rasseschauen abgehalten.

 Nach den Rasseschauen begann man mutig eine erste Ausstellung Cavallo Bardigiano“ in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt und des „Instituts zur Verbreitung der Pferde in der „Reggio Emilia“ zu organisieren.

Diese erste Ausstellung „Mostra Nazionale...“ fand 1975 nicht in Bardi statt, sondern in Borgotaro, dem politischen Zentrum der Berg-Gemeinschaft.
 Es gelang, 5 Hengste und 90 Stuten, bereits damals aufgeteilt in Pferde mit dem Alter von 3 Jahren, von 4 bis 10 Jahren und älter als 10 Jahre, auf die Ausstellung zu bringen.

Es waren 95 „Pferde“ und nicht nur „Bardigiani“, die von 77 Züchtern vorgestellt wurden. Man wollte alle Tiere sichten, um zu überprüfen, mit welchen evtl. die Rasse verbessert werden könnte.

In den folgenden Jahren, bereits im Zuchtprogramm  festgehalten, war die Ausstellung immer  ein wichtiger Bestandteil, um die Zucht zu überprüfen.

1976 waren es so 113 Aussteller auf der Mostra in Bardi, 1977 schon 207 Züchter mit 303 Pferden auf der Schau in Bedonia.

1978 kehrte die Mostra mit 227 Züchtern und 365 Pferden, davon bereits 40 Hengste, nach Borgotaro zurück.  

1979 begann man mit einem neuen verbesserten Zuchtprogramm und legte die Bergstadt Bardi als ständigen Sitz der folgenden jährlichen Ausstellungen fest.

Die Mostra sollte entsprechend der Bezeichnung „Cavallo Bardigiano“ in der Stadt Bardi stattfinden, dem Zentrum der Ursprungsgegend dieser Pferderasse.

Seither findet jeweils am ersten August-Wochenende des Jahres in Bardi auf dem Ausstellungsplatz im Tal des Ceno die „Mostra Nazionale del Cavallo Bardigiano“ statt - meist mit
ca.300 Bardigiano-Pferden.

Weitere Termine von regionalen
Bardigiano-Ausstellungen sind dem
“Manifestazioni/Calendario” der
www.bardigiano.it zu entnehmen.

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